Die Zustimmungswerte zur Corona-Politik sinken. Schuld daran ist das Problem mit den Impfdosen. Aber was soll „die Politik“ tun? Wir würden Sie morgen entscheiden?
Nach der Statistik des Corona-Monitors der Berliner Morgenpost liegt der Inzidenzwert für Deutschland bei 76,2. Der vom RKI gemeldete Wert liegt immer etwas niedriger, heute seit drei Monaten erstmals wieder unter 75. Der Zielwert ist 50.
Die Streuung ist enorm: Der negative Spitzenreiter Tirschenreuth in Oberfranken/Bayern liegt bei 392,80, den besten Wert von 412 Kreisen und Kreisfreien Städten hat Zweibrücken mit 14,62. Aber auch der Freistaat Bayern hat mit Neuburg-Schrobenhausen einen Spitzenwert im positiven Sinn: 22,61. München liegt aktuell bei knapp 42, Regensburg bei 25 und Ingolstadt bei 31. Das macht die Entscheidung schwierig!
Bayern hat an der Grenze zu Tschechien sehr schlechte Werte, im zentralen Bereich haben die harten Maßnahmen der letzten Monate positiv gewirkt. Alles spricht daher dafür, regional differenziert vorzugehen. Es macht keinen Sinn, die Bürger in Schrobenhausen für das Problem in Franken in Haft zu nehmen. Interessant wäre festzustellen, woher diese Unterschiede wirklich kommen und dann ganz gezielt einzugreifen.
In Österreich mit deutlich höherer Inzidenz als in Deutschland (105,3) ist vor allem Tirol wegen der Südafrika-Mutante das Problem. Der angrenzende Kreis Ostallgäu hat aber nur eine Inzidenz von 33, Garmisch immerhin schon 69 und je weiter man nach Osten geht, desto höher werden die Inzidenzwerte: Traunstein 113, Rottal-Inn 145. Der an Tirol grenzende ehemalige Hotspot Kreis Rosenheim schneidet mit 67 vergleichsweise gut ab.
Je mehr privater Verkehr, desto höher die Inzidenzwerte
Das Risiko sich „privat“ anzustecken, ist ganz offensichtlich deutlich höher, als sich in Geschäften zu infizieren. Die geöffneten Läden des sogenannten täglichen Bedarfs spielen als besonderes Infektionsrisiko keine Rolle. Die sind in Zweibrücken (15) ebenso geöffnet, wie in Tirschenreuth (393) – also geht doch ganz offensichtlich vom Handel kein besonderes Risiko aus, wenn alle Regeln eingehalten werden: Begrenzte Personenzahl im Geschäft, Abstand, FFP2-Masken und Handhygiene! Für Geschäfte könnte man auch Shopping-Zeitfenster für gefährdete Personengruppen einrichten, wenn die derzeit überhaupt einkaufen gehen wollen.
Wir bei ConMoto werden jeden Montag in unserem Büro getestet. Seit Dezember gab es noch nicht einen Infektionsfall. Wir haben aber auch seit April FFP2-Masken für unsere Mitarbeiter, die Belegungsdichte der Räume strikt begrenzt, Plexiglaswände und Luftfilter. Wer kann und möchte, arbeitet im Homeoffice. Projekte vor Ort beim Kunden werden mit äußerster Vor- und Umsicht durchgeführt. Workshops mit begrenzter Teilnehmerzahl (aktuell maximal 12) führen wir in unserem Konferenz- und Schulungszentrum durch. Mit obligatorischem Schnelltest zum Start. Die Verpflegung kommt von unserem langjährigen Partner, dem Sollner Hof.
Regional differenzierte, statt pauschaler Regeln
Warum sollen Gastronomiebetriebe mit gutem Hygienekonzept und in einer Region mit niedriger Inzidenz nicht öffnen dürfen? Das könnte ja zusätzlich mit immer aktuellen Tests unterlegt werden. Wir brauchen gezielte Öffnungen. Mit hoher Verantwortung und Einhaltung der bekannten Regeln.
Ich kann mich sehr gut in die Probleme der verantwortlichen Politiker hineindenken, aber die regional sehr unterschiedliche Lage verlangt nach differenzierten Vorgehensweisen. Die Regeln müssen sich an der Gefahrenlage orientieren und nicht pauschal angewendet werden.
Dr.-Ing Ralf Feierabend
Geschäftsführender Gesellschafter von ConMoto