Kommentar von Dr.-Ing. Ralf Feierabend, ConMoto-Gründer und Geschäftsführer
DER Krisenmanager in der Erinnerung von uns älteren war Helmut Schmidt. Er hat während der Hochwasserkatastrophe in Hamburg einen unvergessenen Ruf erworben. Zu Recht! Bei Gerhard Schröder haben dann die Gummistiefel gereicht, um diesen Eindruck zu erwecken.
Welcher Typ Managerin oder Manager wird heute gefordert: Trump oder Merkel, Winterkorn oder Denner? Entscheiden unter Druck und unter Unsicherheit erfordert nicht nur eine schnelle Reaktion, es erfordert auch die Fähigkeit und Bereitschaft, Entscheidungen sofort zu revidieren, wenn eine neue Datenbasis es erfordert.
Wenn Donald Trump auf die Frage nach der Grundlage seiner Entscheidung auf seinen Kopf und seinen Bauch verweist, muss der moderne Mensch wirklich Angst bekommen. Alle bekannten Untersuchungen belegen eindeutig und übereinstimmend, dass diverse Teams den Entscheidungen von reinen Fachleuten überlegen sind. Damit habe ich nicht gesagt, dass Donald Trump ein Fachmann ist.
Was sollten wir daraus lernen und möglichst schnell anwenden? Es gehören ALLE Erfahrungen und Kompetenzen an den Tisch, wenn es darum geht, in Krisenzeiten den richtigen Weg aus der Krise zu finden. Und keine Organisation kann das alleine optimal. Externe Expertise hilft, jedenfalls wenn sie unabhängig ist. Wenn externe Expertise auch noch Methoden und breites Erfahrungswissen mitbringt, ist sie umso wertvoller.
Corona wird nicht mehr aus unserem Leben und aus unserer Wirtschaft verschwinden. Wir müssen lernen, damit zu leben. Wir können nur damit leben, wenn unsere Wirtschaft in allen Branchen wieder auf auskömmlichem Niveau arbeitet. Niemand kann sich dem Ziel verschließen, Menschenleben zu retten. Aber die Kollateralschäden dürfen nicht schlimmer sein, als die Schäden durch die Pandemie.
Wir brauchen Lösungen für das Handelsgeschäft mit einer Fläche, die grösser ist als 800 Quadratmeter. Und wir brauchen das jetzt! Das ist machbar – wir werden in Kürze an dieser Stelle ganz konkrete Vorschläge dafür vorstellen. Das Thema der Ladenöffnungen ist ein anschauliches Beispiel, grundsätzlich gilt das aber für alle Wirtschaftsbereiche.
Noch haben wir eine Chance, Massenarbeitslosigkeit und massenhafte Insolvenzen von großen und kleinen Unternehmen zu verhindern. Aber viel Zeit bleibt nicht mehr. Zuallererst brauchen wir Fakten und Kennzahlen, anhand derer die Wirkung von Entscheidungen kontrolliert wird. Darauf müssen Regelkreise aufgebaut werden.
Jeder Autofahrer passt die Geschwindigkeit der jeweils aktuellen Verkehrssituation an. Wenn es das Ziel ist, die Reproduktionsrate (wie viele andere Menschen steckt ein Infizierter an) bei 1,0 zu halten, ist das ein nachvollziehbares und verständliches Ziel. Wenn diese Rate dann bei 0,7 liegt, müssen die entsprechenden Maßnahmen, in diesem Fall eine Lockerung von Restriktionen, daraus abgeleitet werden! Alles andere macht keinen Sinn und kann den Menschen nicht erklärt werden.
Führung ist gefragt! Führung durch verantwortungsvolle und ausgewogene Menschen, die sich Rat bei diversifizierten Gremien holen.